Raupen, die sich ihr eigenes Grab schaufeln, Enten, die noch im Schlaf nach Fressfeinden Ausschau halten, Schafe, die ihre Wolle von selbst abwerfen. Jede Erzählung der Autorin geht von einer kuriosen Tiermeldung aus und widmet sich doch ganz der Gattung Mensch und deren Verhaltensweisen.
Rezension Unter dem ulkigen Titel ihres neuen Buchs fasst Eva Menasse (zuletzt der Essayband "Lieber aufgeregt als abgeklärt", ID-A 5/17) 8 Geschichten zusammen, die alle mit Tiernamen betitelt sind und denen jeweils eine dazu passende besondere wissenschaftliche Meldung über diese Tierart vorangestellt ist. Z.B. dass Enten mit offenen Augen schlafen, Schlangen gute Kletterer sind oder dass sich Igel in Eisbechern verfangen und darin verhungern können. Ihre Protagonisten setzt E. Menasse mit diesen Tieren in Beziehung, manchmal erschließen sich die Parallelen erst spät. Es geht um komplizierte, fragile Familienstrukturen, um subtile Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse, um Betrug und Liebe - fein beobachtend und oft mit nur wenigen Sätzen treffend charakterisiert und pointiert beschrieben. Unter umgekehrten Vorzeichen werden hier tierische Eigenschaften mit menschlichem Verhalten verknüpft, mal sehr gelungen, dann wieder schwierig nachzuvollziehen. Optisch sehr schön gestalteter Titel mit aufeinander abgestimmtem Coverbild und Einband. Hochklassige Erzählkunst, gern schon ab mittleren Bibliotheken empfohlen.
Personen: Menasse, Eva
Menasse, Eva:
Tiere für Fortgeschrittene / Eva Menasse. - 1. Aufl. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2017. - 316 S.
ISBN 978-3-462-04791-2 fest geb. : EUR 20.00
Prosaanthologien - Signatur: DR.A Menas - Buch