Inhalt:
Der Film "15 Minuten Wahrheit" erzählt in knapper dicht gedrängter
Form die Geschichte eines Coups.
1. Exposition: Wirtschaftsminister Michael Glos spricht im TV vom
"wirtschaftlichen Aufschwung", der sich "erfreulicherweise nun auch auf
dem Arbeitsmarkt bemerkbar" mache. Dagegen TV-Bilder von gegen
drohende Entlassung protestierenden Arbeitern. Nachrichtenschnipsel
von hohen Entlassungszahlen, dagegen Bilder von Banken-/Konzern-
Hochhäusern. Eingeschnitten Bilder eines Raubvogels, der schließlich
einen Vogel in seinen Krallen hält und verspeist.
Ein Angestellter (Betriebsratsvorsitzender?) betritt die Eingangshalles
des Konzerns "Jaffcorp". Verstohlene Blicke von Mitarbeitern auf den
Angestellten. Gespräch mit einer Frau, die offenbar um ihre Entlassung
fürchtet. Er: "Es ist doch noch nichts entschieden... Der Betriebsrat hat
zwei unabhängige Berater engagiert, um zu prüfen ob das alles so
unumgänglich ist". Ein anderer Mitarbeiter: "Ich fühle mich so hilflos.
Ich würde so gerne etwas dagegen tun". Der Angestellte geht weiter
und meldet sich beim Geschäftsführer an, zu dem er dann auch vorgelassen
wird. Die Frau im Vorzimmer wünscht ihm noch viel Glück.
2. Das Duell: Der Geschäftsführer, mit dem er sich duzt, teilt ihm mit,
dass es 65% seiner Bezüge als Vorruhestandsgehalt weiter erhalten
wird: "Sieh es als Entgegenkommen an". Der Angestellte aber hält
dagegen: "Und was bekommen die Anderen? ... Du schiebst sie einfach
ab?? Über 50 stellt doch keiner mehr ein!" "Ich bitte dich. Sie haben
für uns gearbeitet und haben dafür Geld erhalten. Das sind auch schon
alle Spielregeln." "Als ob du dich an Regeln hältst..." Damit ändert sich
der Tonfall des Gesprächs: Der Angestellte deutet an, dass er von
krummen Geschäften weiß. Über eine Firma des Konzerns sollen Produkte
abgesetzt und Gelder hereingekommen sein, ohne dass dafür
Steuern bezahlt wurden und die Arbeiter des Konzern davon profitiert
hätten, weil die Gewinne in keiner Bilanz auftauchen. Der Geschäftsführer
noch selbstsicher: "Erklärst du mir die Regeln der Marktwirtschaft...?!"
Der Angestellte macht seinem Gegenüber nun deutlich,
dass er nicht nur von diesen Geschäften sondern auch von den jeweili3
gen finanziellen Transaktionen auf ein Nummernkonto weiß, das dem
Geschäftsführer zugeordnet ist. "Wenn ihr verantwortungsvoll mit
eurem Posten umgehen würdet, dann müsste keiner entlassen werden".
Die scheinbare Gelassenheit des Angesprochenen bekommt aber
erst Risse, als der Angestellte eröffnet, er wisse nicht nur von dem
Konto sondern: "Wir haben es ausgeräumt!" In Filmbildern wird dargelegt,
wie die Frau im Vorzimmer ein Gespräch des Geschäftsführers mit
der Schweizer Bank mithört, Identifikationsnummern und Passwörter
mitschreibt, auch die TAN-Nummer, die der Geschäftsführer aus seinem
Notizbuch entnimmt. Auf dessen Bemerkung TAN-Nummern seien
nur einmal gültig zieht der Angestellte gefaltete Blätter mit Kopien aus
seinem Jackett: "Deshalb haben wir mehr als eine... Verlockend viel
Geld... Ich bin hier um dir zu sagen wie du's zurückbekommst: Ich
glaube Jaffcorp könnte seiner sozialen Verantwortung gerechter werden
und realistischere Abfindungen zahlen." Als der Geschäftsführer
darauf nicht einzugehen bereit ist verstärkt er den Druck, indem er ihm
deutlich macht, dass dieser nur als Strohmann für die Geschäfte Anderer
herhalten muss, die ihn - wenn diese schwarzen Kassen publik
werden würden - sofort fallenlassen und als "Bauernopfer" missbrauchen
würden: "Du wirst abgeschoben, genau wie wir." Der Geschäftsführer
obgleich verunsichert hat aber zwischenzeitlich unbemerkt einen
Security-Mann herbeigerufen: "Du bluffst doch!" Das Herbeieilen des
Wachmann bleibt nicht unbemerkt und ein Mitarbeiter in den Büros
sowie die Sekretärin im Vorzimmer versuchen diesen aufzuhalten, doch
der Wachmann erreicht die Tür zum Büro des Geschäftsführers. Dort
will dieser eine Erklärung für die Erpressung: "War deine Abfindung
vielleicht nicht hoch genug?" "Meine schon..." Der Angestellte geht zur
Tür ("schade dass sich alles so verändert hat"), wo er überrascht auf
den Wachmann trifft.
3. Der Sieg: Der Geschäftsführer lässt ihn verhaften: "Warum soll ich
dir glauben?" "So verlierst du alles!" "Das werden wir ja sehen!" Und
zum Wachmann: "Passen sie auf, und zwar auf beide!" Er geht ins
Büro zurück und telefoniert mit der Bank, um zu erfahren, ob tatsächlich
das Geld auf dem Nummernkonto abgebucht wurde. Er legitimiert
sich mit Passwort und Nummer und erfährt, dass keinerlei Kontobewegungen
stattgefunden hätten. Erleichtert geht er wieder ins Vorzimmer.
"Du hättest mich fast gehabt." "Aber einen Versuch war's wert,
das musst du zugeben." Der Geschäftsführer: "So wirst du alles verlieren",
und mit Seitenblick auf den Wachmann "Er hat das Vertrauen der
Bank missbraucht". Die "Kopien" der TAN-Nummern entpuppen sich
zwar als Kopie einer Speisekarte, aber das bekommt der Wachmann
nicht mit. "Damit kommst du nicht durch! Ich weiß zu viel!" "Was hast
du schon außer Vermutungen. Bevor du reagieren kannst ist allesbeseitigt." "Ich hab Recht! Bitte!" "Sieh deine Abfindung als gestrichen
an; Feinde bekommen gar nichts." Der Wachmann führt ihn unter
betroffenen Blicken anderer Mitarbeiter ab, während der Geschäftsführer
sich auf seinem Bürosessel zurücklehnt.
4. Die Wende: Er erhält eine Email mit einem Videofile: Er öffnet ihn
und sieht eine Aufzeichnung aus dem Vorzimmer, die enthüllt, was dort
vorgegangen ist als er im Büro scheinbar mit der Schweizer Bank telefonierte.
Seine Sekretärin nimmt das Gespräch an und meldet sich im
Schweizer Dialekt mit dem Namen der Bank an. Seine TAN-Nummer
landet bei dem Mitarbeiter im anderen Büro, der sie notiert bevor dieser
ebenfalls mit Schweizer Akzent in den Telefonhörer spricht, dass
keine Kontobewegungen stattgefunden hätten. Der Geschäftsführer
erhält einen Anruf, in dem der Angestellte ihm mitteilt: "Mittlerweile
solltest du verstanden haben. Keine Angst, du bekommst alles zurück!
Alles - abzüglich einer gewissen Entschädigung, die sicherstellt, dass
wir es nicht bereuen müssen, diesem Unternehmen zu so viel Reichtum
verholfen zu haben. Wir stehen zu unserem Wort. Ich bin davon überzeugt,
dass du als baldiges und jüngstes Vorstandsmitglied der Firmengeschichte
einer glänzenden Karriere entgegen blickst. Es wäre
doch schade, wenn deinem stolzen Werdegang ein solcher Vertrauensverlust
im Wege stünde. Meinst du nicht auch?! Ich bin mir sicher du
wirst unsere bescheidene Forderung diskret auszugleichen wissen. Wir
wünschen alles Gute für die Zukunft und viel Glück für die Beförderung!"
Die Filmbilder zeigen dazu, wie der Mitarbeiter die TANNummern
nutzt nun tatsächlich das Geld vom Konto zu transferieren,
wie der Geschäftsführer die Zusammenhänge erkennt und befielt, den
Angestellten freizulassen, der mit der Sekretärin und dem Mitarbeiter
in der Eingangshalle landet, wo sie alle lächelnd ihre Ausweise abgeben.
Der Mann an der Rezeption schaut sie an, lächelt und gibt ihnen
das Diktiergerät zurück, auf dem die Ansage des Angestellten ins Telefon
ging.
Personen: Zingelmann, Nico
DVDs Zinge
Zingelmann, Nico:
15 Minuten Wahrheit, 2007. - 18 Min.
DVDs - sonstiges Material