Warm und kuschelig wird es im eisigen Winter morgens, wenn die Mutter den Ofen heizt und eine Tasse mit heißem Kakao auf das Mädchen wartet. Doch in der Schule fühlt das Kind nur Kälte. Als neu Hinzugezogene will niemand etwas mit dem Mädchen zu tun haben. Die Mitschülerin Brigitte Sulot holt es nur an der Ecke ab, weil der leicht aufbrausende Lehrer das so angeordnet hat. Immer wieder wird es von den anderen beschimpft. Weihnachten naht und damit die Zeit für das Krippenspiel. Von Besinnlichkeit ist in der Schulklasse nichts zu spüren, denn die Rollenverteilung zementiert den Status der Kinder in der Klasse, schlägt Wunden und verleiht der Häme Auftrieb: "Alle haben gelacht, als Lehrer Hanke mich zum Schaf machte."
Die Ich-Erzählerin würde zu gern die Maria spielen, deren Rolle sie üerfekt beherrscht, aber anders als Brigitte Sulot hat sie keine langen Haare und eine Maria mit kurzen Haaren gibt es nicht. Ohnehin hält sich der Lehrer an die Hackordnung der Kinder. Wenn das Mädchen etwa in der Pause als Zielscheibe für die Schneeballschlachten herhalten muss, beisst er in sein Brot und sieht weg. Die Mutter tröstet das Mädchen, indem sie die Fähigkeiten der Schafe hervorhebt und beteuert, dass sie sich freue, wenn ihre Tochter ein Schaf spiele.
Nachmittags werden daheim Weihnachtspläztchen gebacken. So sehr das Mädchen diese Geborgenheit genießt, sorgt es sich doch um das bevorstehende Krippenspiel, weil Lehrer Hanke von den Kindern das Beste verlangt und die Spannung eher befördert als die Kinder zu ermutigen.
Die Erzählerin mag den Schnee und erinnert sich, wie sie als kleines Kind glaubte, dass sie mit Schnee ihre dunkle Haut weiß werden lassen könnte. An dieser Stelle wird dem Betrachter und Zuhörer erst bewusst, dass es sich bei der Erzählerin um ein schwarzes Mädchen handelt. "Sprachlich und auch illustrativ wird des Rätsels Lösung lange geheim gehalten. Das Mädchen ist immer nur eingehüllt und von hinten zu sehen, nur auf der zweiten und sechsten Doppelseite blitzt ein schwarzer Kurzhaarschopf hervor. Doch fünf Doppelseiten später wird das Geheimnis gelüftet und es wird ein kleines dunkelhäutiges Mädchen gezeigt, das über sich selber sagt: "Meine Haut ist überall schwarz, nur unter den Füßen und innen in den Händen nicht."
Ihr Wunschzettel zu Weihnachten enthält einen einzigen Wunsch, nämlich den, die Maria spielen zu dürfen. Am Tag des Krippenspiels wartet sie vergeblich auf Brigitte Sulot und eilt schließlich verspätet in die Kirche. Hier erfährt sie, dass Brigitte krank ist und sie die Rolle der Maria übernehmen soll. Nach der Aufführung applaudieren die Zuschauer so begeistert als ob sie nie wieder aufhören wollten.
Personen: Richter, Jutta Gleich, Jacky
Advent/Weihnachten Diashow Richt
Richter, Jutta:
Als ich Maria war, 2010. - 9:09 Min.
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