Neun kurze Filmbeiträge zwischen vier und sechs Minuten sind auf der DVD: Auszubildende, Studierende und Berufsanfänger wechseln sich darin ab mit »alten Hasen« in ihren Berufen als Kirchenmusiker, Erzieher, in der kirchlichen Verwaltung, als Pfarrer, in der Pflege, als Sozialpädagogen, Diakone, Religionslehrer und Religionspädagogen. Wir sehen den Protagonisten in Interview-Großaufnahmen ins Gesicht, und wir sehen sie, während sie im Off weitersprechen, in ihrem Berufsalltag. Das ist so schlicht wie überzeugend, und es ist immer wieder berührend.
Zum Beispiel wenn Diakonin Maike Späth berichtet, warum sie als Heilerziehungspflegerin in der Behindertenhilfe arbeitet: »Da war dieser eine Bewohner, der dann abends darum gebeten hat nach dem Tablettenausgeben: 'Bitte komm und bet noch mit mir, weil ich Angst hab vor der Nacht.' Ab dem Zeitpunkt wollte ich nichts anderes mehr machen. Mir ist da ein Funke ins Herz gefallen, und seither brennt einfach ein Feuer für die Behindertenhilfe.« Immer wieder klingt dieses Motiv an: dass Mitmenschlichkeit, der »Dienst am Nächsten«, Mitgehen und Begleiten eine für beide Seiten lohnende Sache ist: für den »Helfer« ebenso wie für den, der die Hilfe in Anspruch nimmt. In den Interviews wird etwas von der inneren Kraft dieser »kirchlichen Mitarbeiter« spürbar - und wir beginnen zu ahnen, woher ihnen diese Kräfte zuwachsen.
»Die Clips sollen Appetit machen, anregen, motivieren, neugierig machen«, sagt Frank Seifert, Leiter des DVD-Projekts und Kirchenrat im Referat für Ausbildung und Personalentwicklung der bayerischen Landeskirche. Gelungen ist viel mehr: Wer mitunter an seiner Kirche leiden sollte, an deren Schwund und gelegentlicher Mattigkeit, wer sich um die Zukunft des bayerisch-evangelischen Teils des Leibes Christi sorgt - auch dem sei die DVD aus therapeutischen Gründen ans Herz gelegt.
Bewusst lässt die Berufe-DVD die Menschen sprechen und bleibt dafür bei nötigen »harten« Informationen in den Filmen fragmentarisch. Die liefert die DVD lieber in Form von übersichtlichen Informationsblättern, die am Bildschirm geöffnet oder ausgedruckt werden können.
Produziert hat die DVD das Evangelische Fernsehen im Evangelischen Presseverband; die Beiträge erarbeitet hat Filmemacherin Monika Manoutschehri. Suggestive, schön fotografierte Bilder (Kamera: Oliver Sachs) und ein ausgezeichneter Schnitt (Christian Scholz) machen aus den Filmen nie oberflächlich-platte »Werbefilmchen«. Im Gegenteil: Hier sind stille kleine, sehr kunstvolle Filmporträts von Menschen entstanden, die als Collage der Kirche insgesamt ein Gesicht geben, für das sie sich nicht zu schämen braucht. So persönlich und locker, so offen und sympathisch, so lebendig und authentisch erscheinen die Protagonisten, dass das Ergebnis schließlich doch ein Werbefilm ist - im allerbesten Sinn.
Wenn das »Image«, das öffentliche Bild der Kirchen, durch Missbrauchsfälle und andere Hässlichkeiten in jüngster Zeit gelitten hat, dann sind die durch die Berufe-DVD transportierten Bilder - um in der Sprache der Werbung zu bleiben - auch eine gelungene »Image-Kampagne« für die bayerische evangelische Kirche. Die Kosten von rund 30.000 Euro sind daher gut angelegtes Geld, meint auch Projektleiter Frank Seifert. Die vor zehn Jahren eingeführte und bis 2008 in Nürnberg abgehaltene »Evangelische Berufsmesse« kostete jährlich etwa 20.000 Euro und erreichte jeweils nur wenige Hundert Besucher. Nun gibt es mit der DVD auch ohne großen Personaleinsatz das nötige Material für die vielfältigen Informationsveranstaltungen, die es zum Beispiel für Schulabgänger so gibt. 5000 DVDs wurden für den Anfang produziert.
»Hey, du bist ja ganz normal!«
Zudem können einzelne Clips auch als Videos auf einschlägigen Internetseiten platziert werden und zeigen: Diese Kirche lebt von ihren Menschen. In dieser Kirche will ich dabei sein. Diesen Menschen würde ich meine Kinder anvertrauen, an sie würde ich mich in einer Notsituation wenden, von solchen Menschen würde ich mich pflegen lassen, wenn ich einmal alt und gebrechlich bin.
Aber es klingt auch das biblische Motiv mit, dass die Nachfolge nicht zum Nulltarif zu haben ist, wenn am Ende die frischgebackene und höchst sympathische Religionspädagogin Kati Krüger über ihre Erfahrungen im Zwischenraum von »normaler« und »kirchlicher« Welt berichtet: »Hey, du bist ja ganz normal und hast trotzdem diesen Beruf«, bekommt sie immer wieder zu hören. Auch auf Ablehnung stößt sie, wenn andere sagen: »'Mit Kirche will ich nichts zu tun haben.' Sie können das dann auch von der Person nicht mehr trennen.« Aber, und spätestens da ist der Zuschauer hingerissen, Kati Krüger lächelt das weg und sagt: »Das war für mich nie schlimm, weil ich mir immer gedacht habe: 'Nee, dann beweis ich dir jetzt das Gegenteil: Kirche ist auch cool...'«
Und wir glauben es ihr.
Diakonie DVD BE
Berufsbilder mit Menschen : Ein Film und Informationen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. - München : Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, 2010
Best.-Nr.: 0065250001
Diakonie - Film (DVD)