Ihren Ausgangspunkt nimmt Yogeshwars Moderation beim Humanismus der Renaissance/Aufklärung/Wis-senschaft in der westlichen Zivilisation - um festzustellen, dass auch das den Glauben hierzulande nie ganz verdrängen konnte. Dann liegt die Vermutung nahe, dass Glaube nicht nur einen Mangel an Aufklärung darstellt, sondern Teil des menschlichen Wesens ist.
Im Filmclip wird die Frage aufgeworfen, warum glaubende Menschen sich disziplinieren und sehr viel Hingabe und Kraft für etwas investieren, was anderen überflüssig oder sogar schädlich erscheint. Dass Menschen glauben, muss einen biologischen Sinn haben. Den macht der Religionswissenschaftler Michael Blume in der Evolution aus. Die tiefe Verwurzelung des Glaubens in der menschlichen Natur wird mit der Schilderung eines Experiments von Jesse Bering belegt: Unabhängig davon, ob sie von religiöser Erziehung geprägt waren oder nicht, glaubten untersuchte Kinder, dass wenigstens ein Teil eines gestorbenen Lebewesens (spielerisch: Stoffpuppe) weiterlebt. Damit ist ausgeschlossen, dass es sich bei religiösen Vorstellungen vom Leben Verstorbener nach dem Tod um reine Umwelteinflüsse handelt, sie sind auch veranlagt. Diesen Schluss zieht Michael Blume aus dem Experiment und erweitert es um die Einschätzung, Menschen seien generell transzendent veranlagt und intuitive Theisten. Glaube an höhere Mächte wird etwas allgemeiner daher als allgemeine menschliche Denkveranlagung (Gehirne) charakterisiert, die unabhängig von kulturellen Einflüssen existiert. Dafür wird auch die Zwillingsforschung angeführt, die den Nachweis erbringt, dass Religiosität (vergleichbar mit Musikalität) zu etwa 50 % genetisch bedingt ist - wobei Michael Blume klarstellt, dass es sich nach heutigen Erkenntnissen nicht um ein einzelnes Gen handelt, sondern um viele Genkombinationen, die das ausprägen. Der Gedanke der evolutionären Durchsetzung von Religiosität (s. o.) wird nun wieder aufgegriffen, spezifiziert als erfolgreiches Weitergeben des Erbguts durch Gläubige (verdeutlicht durch Bilder kinderreicher jüdisch-orthodoxer Familien). Populationsstatistisch belegbar: Fromme Bevölkerungen haben mehr Kinder als nichtreligiöse, und zwar kulturübergreifend und mit weiteren Beispielnennungen untermauert. Die Frage nach der Ursache erfolgreicherer Fortpflanzung der Frommen wird mit einem weiteren Experiment von Jesse Bering fortgeführt: Kinder halten sich bei einer unbeaufsichtigten Aufgabe eher an Regeln, wenn ihnen eine als unsichtbar gekennzeichnete Person ("Prinzessin Alice") im Versuchsraum vorgestellt wird, als ohne diese Person - und das unabhängig davon, dass auf Nachfrage die meisten von ihnen geäußert hatten, sie glaubten nicht an Geister. Die Schlussfolgerung: Menschen halten sich besser an Regeln, wenn sie sich von einer höheren Macht beobachtet fühlen. Und darüber hinaus: Gemeinsamer Glaube stabilisiert allgemein Gemeinschaft und begünstigt dadurch auch mehr Nachkommen.
Dann geht es um den evolutiven Sinn scheinbar nutzloser religiöser Rituale. Michael Blume nennt Beispiele, bei denen Menschen sich Schmerzen zufügen: Eine Steigerung der Glaubwürdigkeit der Glaubensüberzeugung ist der positive Effekt der darin bewiesenen Ernsthaftigkeit. Das Fazit wird in der Feststellung gezogen, dass Religiosität Teil der menschlichen Natur ist, weil sie sich evolutionär durchgesetzt hat. Als Grund dafür wird ihre Nützlichkeit genannt. Die Wissenschaft wird aber von der Frage nach einer "höheren Wahrheit" dispensiert - die bleibt Sache des Glaubens.
Yogeshwars Abmoderation resümiert Religion als Bestandteil menschlichen Daseins
Naturwissenschaft/Theologie Relig
Religion ist angeboren. - 5:46 Min
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