Ein Aufruf, im von Erwartungen überlasteten Alltag die eigenen Bedürfnisse im Blick zu behalten. (ab 14) (JE) Die Familie Doinel hetzt durch den Alltag. Die Mutter ist getrieben von ihren hohen Erziehungsansprüchen. Der Vater wird zwischen den Fronten aufgerieben, als er die von ihm geleitete Firma umstrukturieren soll. Die 14-jährige Charlie kämpft mit dem Erwachsenwerden, das so chaotisch verläuft wie die überdrehten Mangas, die sie liest, und ihr Bruder Esteban experimentiert mit für sein Alter zu intelligenten Ideen, die ihn zum Mobbingopfer machen. Ein zufällig von allen entdeckter Zeitschriftenartikel verbindet sie schließlich. Das darin beschriebene Leben in einem Zelt wird für alle zum Sinnbild individueller Freiheit. Der Roman der preisgekrönten "Simpel"-Autorin Marie-Aude Murail ist nichts für ungeübte LeserInnen: Ebenso wie die Figuren werden sie durch die erste Hälfte gehetzt. Erst die Idee vom einfachen Leben entschleunigt auch den Erzählfluss. Die Botschaft: Es lohnt sich, in dem von Erwartungen überlasteten Alltag die eigenen Bedürfnisse im Blick zu behalten. Zwar fungiert Charlie als Identifikationsfigur für Jugendliche, die Botschaft ist jedoch sehr erwachsen. Der auf die 14-Jährige fokussierende Klappentext und das Cover sollten daher nicht davon abhalten, dieses Buch auch außerhalb der Jugendbuch-Abteilung zu präsentieren. *bn* Imke Voigtländer
Personen: Murail, Marie-Aude
Murai
Murail, Marie-Aude:
Vielleicht sogar wir alle / Marie-Aude Murail. Aus dem Franz. von Tobias Scheffel. - Frankfurt a. M. : Fischer Schatzinsel, 2012. - 355 S.
ISBN 978-3-596-85444-8 fest geb. : ca. Eur 13,40
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